Warum ist es wichtig, gut Riechen zu können? 4 Aspekte

Ob Kinder, Erwachsene oder Senioren: Riechen fördert vieles mehr als jedermann denkt. So zeigen Studien sogar: wer gut riecht, der lebt länger.

 

Wir nehmen die Nase, respektive den Geruchssinn in den Mittelpunkt. Riechen wir wirklich "schlechter” als Hunde? 4 Bereiche, in denen das Riechen eine wichtige Rolle einnimmt.

Die Übersicht von diesem Blog Artikel:

  1. Aspekt: Was wir von uns Preisgeben - ohne es (bewusst) zu riechen

  2. Aspekt: Mehr riechen gegen die soziale Einsamkeit

  3. Aspekt: In Erinnerungen schwelgen - mit einem Duft schnell möglich

  4. Aspekt: Gedächtnistraining per Excellence - das Riechen trainieren ist besser als Kreuzworträtsel lösen

 

Einen guten Riecher macht Glücklich

Geben wir auf ihn Acht!

Mit nur wenigen Atemzügen pro Tag können wir etwas für unseren Kopf und Stimmung machen.

 

1. Aspekt: Was wir von uns Preisgeben - ohne es zu riechen

Wir Menschen tauschen viele chemische Information aus. Tagtäglich und völlig unbewusst.

Doch unsere Nase nimmt es wahr.

Denn Gerüche, die nichts anderes sind wie der chemische Informations-Austausch, sind eine Kommunikationsform.
Gleich wie wenn wir reden oder unsere Körpersprache einsetzen.

Nur das diese Kommunikationsform im stillen Abläuft.

 

Unsere Körper gibt ununterbrochen flüchtige chemische Verbindungen an die Umgebung ab.

Und dies hat nichts damit zu tun, ob wir gerade Sport gemacht gemacht haben oder nicht.

Diese Ausdünstungen sind Informationen über:

  • Unser Wohlergehen und unsere Stimmung: Zum Beispiel ob wir im Stress sind oder Angst haben.

  • Unser Gesundheitszustand: Viele Krankheiten sind riechbar (früher gab es die Nasendiagnose). Wie funktionsstark ist unser Immunsystems?

  • Unsere Ernährung: zum Beispiel: Iss Knoblauch oder Bärlauch - riechst du es?

  • Bei Frauen der Zyklusstand oder Schwangerschaft

Vermehrt werden Tiere dazu genutzt, verschiedene Krebsformen erschnüffeln zu können. So werden Hunde speziell darauf ausgebildet, Brust-, Blasen-, Lungen-, Eierstock-, Prostata- oder Hautkrebs bei uns anzuzeigen. Andere sind darin ausgebildet, eine Unterzuckerung anzuzeigen oder einen bevorstehenden epileptischen Anfall. Dies alles ist möglich wegen der chemischen Information, die wir aussenden.

 

Was hat dies nun mit unserer Nase zu tun?

Nicht nur Tiere, sondern auch wir riechen (unbewusst) all diese Dinge.
 

Hier einige Beispiele:

  • Forscher haben herausgefunden, das wir schon unbewusst zu jemanden einen Abstand aufbauen, der demnächst einen Schnupfen bekam.

  • Früher gab es die Nasendiagnostik, bei dem Krankheiten anhand des Geruchs festgestellt wurde. Das momentan bekannteste ist wohl eine Frau die Parkinson durch riechen von Geruchsproben feststellen kann.

  • Noch bevor wir jemanden zu einem Freund/Freund machen, indem wir mit ihm reden, hat unsere Nase schon alle Informationen aufgenommen. So werden wir Frauen zum Beispiel nur jemand attraktiv finden, der immunogenetische (MHC) -System nicht meinem eigenen ähnlich ist. Dies ist wichtig für eine gesunden Nachkommen.

  • Wenn jemand Angst hat, gibt er/sie dies chemisch weiter. Angst ist also ansteckend, auch wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen, andere um uns herum sind “gestresster”. Frauen reagieren auf einen Angstgeruch ausgeprägter, je schüchterner, desto schneller reagiert ihr Gehirn. Männer und Frauen reagieren besonders auf Aggressionsgerüche.

Die Forschung kommt langsam darauf, das unsere Nase mehr kann, als das man ihr zugesteht.

Und das tolle daran ist, wir können sie trainieren.

 

2. Aspekt: Mehr riechen gegen die soziale Einsamkeit

Im Buch von Bettina Pause hat sie eine Überschrift: “Tausend Rezeptoren für das Glück“.

In dem Kapitel beschreibt sie, wie der Geruchssinn funktioniert. Aber eben noch mehr:

Die Forschung hat herausgefunden, das geselligere Menschen mehr riechen als andere, die eher alleine bleiben.

Personen die mehr riechen, fühlen auch mehr und sind empathischer.

Es macht durchaus Sinn, wenn wir die Bedeutung vom Riechen verstehen. Nur schon in Bezug zum oberen Kapitel, bei dem es um die Entschlüsselung des Körpergeruchs geht.

Das sollte also für die Praxis bedeuten:

Die soziale Einsamkeit benötigt viele Ansätze - das Riechen ist oder sollte eine davon sein.

Jeden Tag einen Geruch zu geniessen - da freut sich nicht nur die Nase.

 
Mithilfe unserer Nase können wir Einsamkeit überwinden - und tatsächlich glücklich werden.
— Alles Geruchssache, Bettina Pause
 

3. Aspekt: In Erinnerungen schwelgen - mit einem Duft schnell möglich

Kennst du das:

  • Du läufst der Strasse entlang und auf einmal riechst du etwas, was dich sofort in die Vergangenheit zurückversetzt.

  • Zum Beispiel der Lavendelgarten oder den alten Kleiderschrank der nach Lavendel roch von deiner Grossmutter.

  • Oder etwas leckeres zu essen, welches du als Kind in deinen Lieblingsferien im Ort XY gegessen hast.

  • Oder der Geruch, welcher dich einfach lächeln lässt?

 

Warum?

Düfte und Gerüche können Erinnerungen in uns auslösen. Denn:

Geruch und Erinnerungen sind eng miteinander verbunden.

 

Und je besser du riechen kannst, desto besser kannst du Erinnerungen intensiver wieder aufleben lassen.

Denn Gerüche werden nicht im Kurzzeitgedächnis abgespeichert.

 

Wenn wir etwas hören (akustik) oder lesen (visuell), landet dies zuerst für ca. 6 Sekunden in unserem Kurzzeitgedächntnis, bevor entschieden wird, was in unserem Langzeitgedächtnis abgespeichert wird. Besonders bei “neuen” Düften, denen wir zum ersten Mal begegnen und dann wahrnehmen, sind praktisch lebenslang abgespeichert.

 

Die Erkenntniss wird noch getoppt:

Es reicht ein einziger geruchlicher Reiz, um ein Erlebnis (ob positiv oder negativ) mit einer Emotion zu paaren.

 
Diese Erinnerungen versetzen uns oft auf eine Art und Weise in unsere frühe Kindheit zurück, wie es andere Gedächtnisstützen nicht können.
Geruchserinnerungen sind emotional aufgeladen, und eine der Motivationen für meine Forschung ist es, den einzigartigen Charakter von Geruchserinnerungen zu verstehen.
— Jonas Olofsson (kaw.wallenberg, 2022)
 
Wichtig:

Durch tägliche Riechübungen kann das Gedächtnis trainiert werden.
 

So zeigen Studien, das unser Geruchssinn und der Hippocampus (essentiell wichtig für unsere Gedächtnisbildung) stark und einzigartig miteinander verlinkt sind.

Hier ein spannender Artikel von Jonas Olofsson über die letzten spannenden Erkenntnisse darüber.

 

Lange wurde der Geruchssinn stiefmütterlich behandelt. Neu sind Forschungen im Gange, die das Gegenteil zeigen:

Das Riechen (= die olfaktorische Funktion), respektive die Abnahme des Riechvermögens, korreliert mit dem Verlauf der Alzheimer Krankheit und wird als «Marker» verwendet, um diese festzustellen. Hyposomia, ein vermindertes Riechvermögen, tritt 5 Jahre vor den motorischen Schwierigkeiten bei Parkinson auf.

Bei Autisten (ASS), Depressionen, Schizophrenie, Anorexie oder bei Posttraumatischen Belastungsstörungen tritt ein verändertes Riechvermögen auf (Erwin, 2014) (Fjaeldstad, Moller, Fernandes, & Hartevelt, 2017).

In einer weiteren Studie zeigten sich Assoziationen zwischen schlechterer Geruchsidentifikationsvermögen und beeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache und exekutiven Funktionen (Herman, Critchley, & Duka, 2018).

“zitiert aus meiner Diplomarbeit AD(H)S und ätherische Öle”

Wir sind gespannt, was die Forschung in der Zukunft noch alles über unsere Nase herausfindet.

 

Aber eins steht schon fest:

Widme dich ein paar Minuten am Tag deinem Riecher, und du tust dir etwas gut.

 

Also Gedächtnistraining starten:

Riechübungen im Alltag einbauen.

 

4. Aspekt: Gedächtnistraining per Excellence - Unser Riecher zu trainieren ist wirksamer als Kreuzworträtsel lösen

Das Riechtraining werde ich in einem seperaten Blog-Beitrag vorstellen.

Hier ein kurzer Ausschnitt über eine spannende Studie, welche das Sudoku-Lösen mit dem Riechtraining verglichen hat:

Bei einer Untersuchung mit älteren Menschen, welche ein Riechtraining durchgeführt haben, wirkt dies einer Verschlechterung des Riechvermögens entgegen. Zudem führt das Riechtraining zu einer Verbesserung der Wortflüssigkeit, zu einer signifikanten Verbesserung des Kurzzeitgedächtnisses und hatte positive Auswirkungen auf emotionale Bereiche und verbesserte Stimmung. Die «Vergleichsgruppe», welche täglich Sudoku löste, hatte keine signifikanten Auswirkungen.

Das Fazit war, dass ein olfaktorisches Training ein preisgünstiger und einfacher Weg sei, die Lebensqualität von älteren Menschen zu erhöhen.

Weitere Studien wurden unter anderem mit Parkinson Patienten durchgeführt, welche ebenfalls, nach dem Riechtraining, ein verbessertes Riechvermögen und eine bessere Wortflüssigkeit zeigten (Hummer, Haehner, Birte-Antina, & Croy, 2017) (Wegener, 2015).

zitiert aus der Diplomarbeit AD(H)S und ätherische Öle

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