Wenn die Zoopharmakognosie funktioniert - warum vergiften sich die Tiere dann?

Warum isst mein Pferd Giftpflanzen und hat nachher eine Kolik? Oder mein Hund Schokolade, mit welcher er sich vergiftet?

Warum geschieht so etwas, wenn es die Zoohparmakognosie doch verhindern sollte?

5 Gründe, warum dies trotzallem passieren kann:

Caroline Ingraham beschreibt in ihrem Buch eine Studie, welche über einen Zeitraum von 10 Jahren ging:

Es wurden alle Vergiftungsfälle in Haustieren aufgenommen und das in fünf unterschiedlichen Europäischen Ländern.

Das Resultat war, das nur 3,9% von den Vergiftungen auf die Einnahme von toxischen Pflanzen zurückzuführen war. Von den 3,9% waren 95% auf Pflanzen (Zierpflanzen für das Haus).

Trotzdem, warum essen die Haustiere 3,9% Giftpflanzen?

1. Es sind Pflanzen, welche in der Evolution des Tieres nicht vorhanden war (internationale Pflanzen)

Die in der Studie aufgeführten Pflanzen, welche zu Vergiftungen führten, waren keine Einheimischen Pflanzen, sondern von Übersee wie Südamerika, Australien, usw. 

Wobei es um die Inhaltsstoffe und nicht die Pflanze per se geht.

Nach dem Modell der Sensorische Modulationstheorie benötigt es die entwickelten Geschmacks- und Geruchsrezeptoren, um die Inhaltstoffe zu identifizieren. Das heisst, sie werden eine Linalool-reiche Pflanze wie Thymian von Europa erkenne, wie auch eine andere Linalool-reiche Pflanze von Übersee. 

Wenn es nun aber ein «neuere» Inhaltstoff ist, welcher sie gar nicht erkennen, da sie noch nie Kontakt mit ihm hatten, so haben sie auch keine Rezeptoren, welche diese erkennen können. 

Hinzu kommt die Toxizität der Alkaloide, welche sehr viel stärker sind als die Terpene. Die Terpen - Synthese gibt es schon seit eh und je in der Natur, die Synthese der Alkaloide entstand erst viel später, nachdem sich die Kontinenten getrennt haben. 

Die Pflanzen zum Beispiel der tropischen Ländern enthalten zudem einen höheren Anteil an Alkaloiden als unsere heimischen Pflanzen.

2. Warum vergiften sich Hunde an der Schokolade?

Theobromin, das bittere Alkaloid, führt zu Vergiftungen von Hunden, da diese Alkaloide schlecht abbauen können.

  1. Grund: Auch hier könnte es sein, dass Hunde keine Rezeptoren haben für Theobromin, da die Kakao-Pflanzen im Amazonas heimisch sind.

  2. Grund: Schokolade enthält einen grossen Anteil an Zucker und weiteren Geschmackststoffen, welche den Hund davon abhalten, den Inhaltstoff Theobromin als unappetitlich oder abstossend zu empfangen.

Das heisst, wenn Geschmacksstoffe zugefügt werden, verdecken diese einen ursprünglichen Inhaltstoff. Ebenfalls wenn es zum Beispiel Zucker zugesetzt wird, sodass der Hund es als «Nahrung» klassifiziert und nicht als «Medizin».

Also - weiterhin gut aufpassen, das der Hund keine Schokolade erwischt - besonders nicht die dunkle!

3. Hunger und ohne Auswahl

Wenn das Tier keine Auswahl hat und gleichzeitig Hunger, so wird er auch die «giftigen» Pflanzen essen – obwohl er diese normalerweise ausgelassen hätte. Andere Beispiele wären Dürren, Einschränkungen der Bewegungsfreiheit durch Menschen, Ablenkung durch beobachtet werden durch z.b. einen Fressfreind.

Wenn zum Beispiel etwas in das Futter gemischt wird, wird das Tier das Futter essen, da es Hunger hat. Oder die Weiden «arm» an sekundären Pflanzenstoffen ist, werden Pferde evtl. das Jakobskraut essen, einfach da es nichts anders vorhanden hat. 

Dies ist der Grund, warum in den Sitzungen von mir alles immer seperat angeboten wird und nicht mit dem Futter vermischt wird.

Essen ist nicht gleich sekundäre Pflanzenstoffe.

4. Unfall und Überdosierung

Die Verantwortung und falsch Anwendung von dem Besitzer, welches eine Substanz falsch dosiert oder anwendet.

Beispiel wenn jemand Teebaumöl auf die Katze pur aufgetragen wird als «Flohschutz» (siehe Blog Artikel Katzen und ätherische Öle geht das?» Aber kurz – mach es nicht).

Zweitens wenn das Tier zum Beispiel eine Katze sich an einer Lilienpollen ankommt und sich dann das Fell putzt.

5. Sequentielle Auswahl

Wenn ein Tier eine Pflanze isst, welche allfällig toxische Inhaltstoffe enthalten (da Pflanzen nicht nur ein Inhaltstoff haben), das Tier diese aber aus “nahrung” oder medizinischen Zweck isst, so wird er danach eine weitere Pflanze essen, welche diese toxische Wirkung neutralisieren kann. Wenn ein Tier keine Möglichkeit hat, diese Neutralisation vorzunehmen, so wird er sich vergiften.

Man denkt daran, das zum Beispiel ein Wildpferd von einer Pflanze zur nächsten Wandert, und sich die Pflanzen entsprechend «frei» aussuchen kann. Beispiele von «Neutralisatoren» die bekannt sind, ist zum Beispiel die grüne Erde oder Charcoal – (die Geophagy wird in einem weiteren Blog-Artikel ausführlicher Besprochen). 

Ein Beispiel davon die Saponine, welche aus folgenden Gründen gegessen werden:

Eicheln sind ein Beispiel von Kohlenhydrat-reiches Futter, welches aber auch medizinal-qualitäten aufweist (hoher Anteil an Tanninen -> Gerbsäuren die adstringierend wirken). Nachdem das Pferd Eicheln aufgrund vom Hunger gegessen hat (nicht da es krank ist), wird es eine Saponinreiche Pflanze essen, um die toxische Wirkung von den Tanninen aufzuheben.

Zusammenfassend warum auch Wildtiere manchmal Bauchschmerzen kriegen

Es ist also wichtig, dem Tier trotzallem nicht alles aussuchen zu lassen. Gerade wenn die Hintergründe nicht klar sind.

Es müssen also auch bei der Selbst - Medikamentation ein Wissensstand vorhanden sein, sodass das Tier keinen Schaden nimmt.

  • Buch Animal Self-medication, Caroline Ingraham, 2018

    Buch Wild Health, Gesundheit aus der Wildnis, Cindy Engel, 2002


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10% der Pflanzen, die ätherische Öle enthalten, sind vom Aussterben bedroht. Was kann ich machen, um Nachhaltig mit ätherischen Ölen zu arbeiten?

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Wie ist die Zoopharmakologie, respektive die Tier-Selbstmedikamentation, möglich?